Mit zunehmendem Alter verändert sich unser Alltag – manchmal schleichend, manchmal abrupt. Wer seinen Lebenspartner verliert oder keinen hat, wer mit Einschränkungen lebt oder einfach allein ist, kennt das Gefühl, wie lang ein Tag sein kann. Und selbst Paare, die ein Leben lang Seite an Seite gehen, merken irgendwann: Es wird schwieriger, Dinge zu behalten, zu koordinieren oder sich an Abläufe zu erinnern. Was wäre, wenn genau hier eine Künstliche Intelligenz helfen könnte – nicht als kalte Technik, sondern als leise, mitfühlende Präsenz?
Keine Roboter, kein Smart Home – sondern Begleitung
Ich denke dabei nicht an einen humanoiden Roboter oder ein vollvernetztes Zuhause. Ich spreche von einer KI, die zuhört, beobachtet, sich erinnert und dazulernt. Die Menschen im Alltag begleitet, nicht überfordert. Die erkennt, wenn etwas vergessen wurde, und freundlich nachfragt. Oder wenn eine Handlung ungewohnt erscheint, vorsichtig nachhakt. Und – im Fall der Fälle – eine Vertrauensperson benachrichtigt.
Alltagssituationen, in denen KI helfen kann
Stellen wir uns vor, eine ältere Person steht in der Küche. Sie beginnt zu kochen, stellt eine Pfanne auf den Herd, greift nach einer Flasche – doch hat sie Öl oder Essig verwendet? Hat sie den Herd später wieder ausgeschaltet?
Eine Kamera erkennt die Bewegung, die KI sieht: Es wurde etwas in die Pfanne gegossen, fragt freundlich:
„Was hast du gerade verwendet?“
Die Antwort – zum Beispiel „Sonnenblumenöl“ – wird gespeichert. Beim nächsten Mal erkennt die KI dieselbe Flasche wieder – und erinnert sich. So entsteht Vertrauen und Vertrautheit.
Doch es bleibt nicht bei der Erkennung. Die KI verfolgt den Ablauf des Kochens mit – und merkt, wenn ein Schritt vergessen wird. Wenn die Person das Salz nicht hinzugefügt hat, meldet sie sich sanft:
„Möchtest du das Gericht noch salzen?“
Und wenn die Herdplatte nach dem Essen noch heiss bleibt, erinnert sie:
„Bitte denk daran, den Herd auszuschalten.“
So unterstützt die KI ganz konkret im Alltag – unaufdringlich, aber wachsam.
Lernen durch Beobachtung und Dialog
Das Entscheidende: Die KI soll nicht einfach Befehle ausführen. Sie soll mitlernen, nachfragen, Gedanken aufnehmen. So wie ein Mensch, der zuhört und sich merkt, was dir wichtig ist. Sie könnte sagen:
„Du hast heute noch nichts gegessen. Möchtest du eine Kleinigkeit machen?“
Oder auch:
„Du wirkst heute etwas stiller als sonst – möchtest du mit jemandem sprechen?“
Eine Kamera aus der Ich-Perspektive

Die wirksamste Form dieser Unterstützung könnte eine kleine Kamera in einer Brille sein – diskret, aber effektiv. So sieht die KI, was du siehst, hört, was du sagst, und versteht den Kontext. Kein Aufstellen von zehn Kameras im Raum. Keine neue Einrichtung. Nur ein kleines Stück Technik, das da ist – wenn man es braucht.
Sicherheit im Hintergrund
Und sollte einmal etwas nicht stimmen – etwa ein Sturz, Verwirrung oder zu lange Inaktivität – kann die KI vorsichtig eingreifen:
„Geht es dir gut? Du warst schon eine Weile still. Soll ich jemanden anrufen?“
So wird aus einer rein technischen Anwendung eine empathische, lernende Begleitung, die im Hintergrund bleibt – aber stets zur Seite steht.
Kein Ersatz – sondern Ergänzung
Natürlich ersetzt eine KI keine Mitmenschen. Sie ist kein Ersatz für Nähe, Zuwendung oder echte Gespräche. Aber sie kann dort unterstützen, wo der Alltag schwerfällt. Sie kann Struktur geben, Verlässlichkeit schaffen und das Gefühl vermitteln:
Ich bin nicht allein. Jemand achtet auf mich.
Vielleicht ist es noch eine Idee. Vielleicht ist es bald Realität. Was zählt, ist: Diese Art von Technologie darf nicht nur schneller, klüger und effizienter werden – sie muss auch mitfühlender, zugänglicher und menschlicher gedacht werden.
Nicht als Überwachung. Sondern als Begleitung.